Narben – Mehr als nur eine oberflächliche Wunde

Narben sind nicht nur sichtbare Erinnerungen an Verletzungen oder Operationen. Sie sind auch ein wichtiger Bestandteil des Heilungsprozesses, der oft mehr umfasst, als wir auf den ersten Blick wahrnehmen. Während sichtbare Narben ein häufiges Gesprächsthema sind, möchte ich hier insbesondere auf die „unsichtbaren“ Narben eingehen – jene, die tief im Körperinneren verborgen bleiben, und die oft unbemerkt bleiben, aber genauso problematisch sein können.

Was passiert bei einer Operation?

Stellen Sie sich eine einfache Operation vor: Sie liegen auf dem Operationstisch, betäubt und bereit für den Eingriff. Der Chirurg schneidet die Haut auf, dann geht er weiter und schneidet durch Faszien, Muskeln und Gelenkkapseln, bis er schließlich das zu behandelnde Organ oder Gelenk erreicht. Die chirurgischen Maßnahmen, wie das Einsetzen einer neuen Hüfte oder das Verplattieren eines Gelenks, werden vorgenommen, und schließlich wird alles wieder zusammengenäht – Haut, Muskeln, Faszien und Gelenkkapsel.

Die sichtbare Narbe, die wir oft als erstes bemerken, ist lediglich die letzte Schicht. Unter dieser oberflächlichen Naht gibt es viele andere Schichten, die geheilt werden müssen. Diese unsichtbaren Narben, die tief im Gewebe liegen, bleiben oft unbeachtet und unbehandelt, obwohl sie eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden und die Funktionalität des Körpers spielen.

Behandlung sichtbarer Narben

Nach einer Operation und der abgeschlossenen Wundheilung, die etwa 4 Wochen dauert, können sichtbare Narben behandelt werden, wenn sie beispielsweise dick, rot oder wulstig sind. Diese Erscheinungen sind teilweise genetisch bedingt oder resultieren aus der Art der Operation und der Nahtführung. Wulstige Narben können zudem durch unsaubere Nähte oder verletzungsbedingte Risse entstehen. Oft sind solche Narben auch verklebt oder „verbacken“, was zu Funktionsstörungen führen kann, insbesondere in oder um Gelenke.

Zur Behandlung dieser Narben wird oft eine Mobilisation des Gewebes angewendet. Dies umfasst sanfte, kreisende Bewegungen auf der Narbe, das Schieben und Verschieben des Gewebes, um die Flexibilität zu verbessern. Dabei ist es wichtig, niemals von der Narbe wegzuziehen, da dies die Narbe noch weiter verbreitern könnte. Eine ph-neutrale Creme oder spezielle Narbensalben können hierbei helfen, die Haut zu glätten und die Mobilisation zu erleichtern.

Unsichtbare Narben – Was bleibt unter der Haut?

Sichtbare Narben können zwar äußerlich gut verheilen, aber die tieferliegenden Narben im Gewebe sind oft der wahre Ursprung der Probleme. Es sind diese unsichtbaren Narben, die Schmerzen verursachen können – auch wenn die Oberfläche der Narbe glatt und unauffällig aussieht. Oft entstehen Verspannungen, das Gewebe wird steif, und die Beweglichkeit kann eingeschränkt sein. Auch sensible Probleme wie durchtrennte Nerven, die bei einer Operation verletzt wurden, können zu Beschwerden führen, wenn die Heilung nicht optimal verläuft.

Ein weiteres häufiges Problem, das durch tiefe Narben entsteht, ist eine gestörte Lymphzirkulation. Wenn das Lymphsystem rund um die Narbe beeinträchtigt ist, wird der Abfluss von Abfallstoffen gestört, was zu Schwellungen und Entzündungen führen kann.

Behandlung der tiefen Narben

Thermische und mechanische Reize wie ein Wechsel zwischen Kälte und Wärme oder das sanfte Reiben und Zupfen des Gewebes können helfen, die Durchblutung und das Gewebe um die Narbe zu aktivieren. Auch Akupunktur kann in vielen Fällen zur Schmerzlinderung und zur Förderung der Heilung beitragen.

Doch was tun, wenn die tiefen Narben weiterhin Beschwerden verursachen? Eine erneute Operation, bei der die Narbe herausgeschnitten und verschönert wird, ist nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Eine alternative Behandlungsmöglichkeit ist die Injektion von speziellen Substanzen, die in die tieferen Gewebeschichten eindringen, um Verklebungen zu lösen. Diese Methode kann jedoch nur vorübergehende Erleichterung bringen.

Physiotherapeutische und osteopathische Behandlung

Eine sehr effektive Methode zur Behandlung tiefer Narben ist die physiotherapeutische und osteopathische Therapie. Hierbei wird das Gewebe manuell bearbeitet, um Verklebungen zu lösen und das Gewebe zu lockern. Ziel ist es, das Gewebe wieder in seinen natürlichen Zustand zu versetzen, ohne dass es zu erneuten Verletzungen kommt. Dabei können spezifische Techniken wie Mobilisation, Dehnung und gezielte Druckausübung helfen, die tiefen Narben zu behandeln.

Die Behandlung kann schmerzhaft sein, da das Gewebe oft noch steif und verklebt ist, aber die langfristigen Vorteile überwiegen. Durch regelmäßige physiotherapeutische Behandlungen können Sie das Gewebe dehnen und die Beweglichkeit wiederherstellen. Es ist wichtig, dass Sie als Patient aktiv mitwirken, indem Sie regelmäßig die empfohlenen Übungen durchführen, um das Gewebe weiter zu mobilisieren und die Heilung zu fördern.

Fazit

Narben sind mehr als nur sichtbare Hautveränderungen. Besonders die tiefen, unsichtbaren Narben im Gewebe können langfristige Probleme verursachen, die die Funktionalität des Körpers beeinträchtigen. Eine frühzeitige Behandlung dieser Narben kann viele Beschwerden verhindern und dazu beitragen, dass die Heilung vollständig abgeschlossen wird. Ob durch Physiotherapie, Osteopathie oder andere Behandlungsmethoden – es ist wichtig, auf alle Narben, sichtbare und unsichtbare, zu achten, um ein schmerzfreies und bewegliches Leben zu führen.

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Hinweis: Dieser Text wurde von Godehard Stoll auf Basis der aktuellen medizinischen und anatomischen Erkenntnisse verfasst. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Fehlerfreiheit.

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